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840 Kilometer - Einmal Bayrischer Wald und ab zur ersten Landesgrenze.

Nach Gewittern folgt Frühling

Letzte Tage im Heimatland

BAYRISCHER WALD UND HÜGEL SOWEIT DAS AUGE REICHT

Die Zeit in Regensburg bei Tommi´s Tante Renate beendeten wir mit zwei Highlights. Am Mittag machten wir einen gemütlichen Stadtbummel und Regensburg bescherte uns eine echt schöne Zeit. Es war ein super-sommerlicher Kurze-Hosen-Tag, alle Menschen schienen gut gelaunt die Wohnung verlassen zu haben und tummelten sich in den zahlreichen Gassen und auf den Stadtplätzen. Von einem Kaufhaus aus konnten wir von der Dachterrasse über die Stadt und auf die ganzen Kirchtürme blicken und man fragt sich doch, warum denn in so kleinem Umkreis so unglaublich viele Kirchen entstanden sind...? Jedenfalls gefiel uns Regensburg super gut und es machte einfach Spaß zwischen all den alten Bauwerken und den fröhlichen Leuten unterwegs zu sein. Am Abend beschlossen wir den Oster-Besuch bei der Forster-Familie dann mit einem großartigen Picknick-Ausflug auf die Walhalla. Ein meisterlicher Tempel, auf dem man ins Donautal blickt, den der etwas größenwahnsinnige bayrische König Ludwig der I. einst als Gedenkstätte und identitätsstiftendes Bauwerk für das Vaterland bauen ließ. Wir feierten an diesem abgefahrenen Ort, indem wir diverse Töpfe, alles Geschirr, Bier und Wein dabei hatten und uns nicht lumpen ließen. Doch statt dem idyllischen Sonnenuntergang versteckten wir uns bald zwischen den monumentalen Säulen, weil ein Unwetter herbeizog. Von da oben ein beeindruckender Anblick!

Anders als geplant brachen wir von Regensburg nicht weiter flussabwärts an der Donau entlang auf, sondern setzten unseren Weg mit einem Abstecher in den Bayrischen Wald fort, wo wir von Hans in sein Zuhause eingeladen wurden. Schon die Strecke dorthin war wundervoll, weil von Regensburg aus eine still gelegte Eisenbahnstrecke zu einem Spazier- und Radweg umgebaut wurde und in den Bayrischen Wald führt. So ging es zwar den ganzen Tag bergauf, aber sehr seicht – so, dass es eben auch ein alter Zug schaffen konnte – und wir fuhren nur abseits von Straßen von Unwettern begleitet durch wundervolle Landschaft. Und so erreichten wir am Abend das in eine herrliche Hügellandschaft eingebettete 200-Seelendorf, wo wir dann direkt zwei Nächte blieben, so schön war es. Wir genossen die Ruhe, den Sonnenschein im weitläufigen Garten und die Zeit mit Hans. Am zweiten Abend überließ er uns einfach sein Haus, weil er übers Wochenende weg fuhr. Das ist mal Gastlichkeit?! Am letzten Morgen buk uns die Oma noch Kucherl und wir frühstückten gemeinsam in der Küchenstube. So radelten wir mit vielen guten Wünschen und einer herzlich winkenden Oma in Richtung Osten durch den Bayrischen Wald. Auf dem Weg besichtigten wir die Burg Falkenstein und genossen den Weitblick, was wir im Donautal nicht so häufig antreffen. An diesem Tag durften wir zum ersten Mal unser Zelt auspacken und ein Radler zeigte uns direkt einen wunderbaren Platz im Wald auf über 700 m ü. NN mit Schutzhütte daneben. Und unser Zelt stellte sich als großartig heraus! Geräumig, gemütlich, alle Satteltaschen finden Platz, Tommi findet Platz, man kann sitzen und alles passt. So haben wir nun endlich unser Zuhause für die kommenden Monate für uns eröffnet und die Zeit der vielen Haushalte fürs Erste beendet. Die Nacht zeigte sich direkt mit leuchtenden Sternen soweit das Auge reicht, die zwischen den Bäumen hindurch funkelten, und sobald wir unsere Köpfe bewegten, schien der ganze Wald zu glitzern.

 

UND PAssau, die Drei-Flüsse-Stadt

Am nächsten Morgen (bzw. Mittag, bis wir gefrühstückt und all unsere Siebensachen wieder in unseren Taschen verstaut hatten) machten wir uns an die zügige Abfahrt zurück ins Donautal entlang saftiger Wiesen und durch den Sonnenschein. Zurück an der Donau empfing uns die Donau-Radl-Autobahn, wie wir sie nennen, mit perfekten Bedingungen zum Strecke machen. Schöner Ausblick, guter Asphalt, keine Abzweigungen, kein Gegenwind, warme Sonne, gut gelaunte Menschen, die Donau direkt nebendran und wir radelten, was das Zeug hielt. Das Beste daran war, dass Sonntag und viele gemächliche Sonntagsradler unterwegs waren, und wir nach bisher auf der gesamten Strecke einem einzigen überholten Radler an diesem Tag mit wehendem Hemd mindestens 15 Radfahrer überholten. Ein großartiges Ereignis!

In den nächsten Tagen wurden wir schon wieder so von unserer Umgebung unterstützt. Eine Bäuerin ließ uns auf deren Wiese zelten und am nächsten Tag lud uns eine Dame, bei der wir lediglich nach Wasser fragten, eben zu Kaffee ein, um uns am Ende auch noch Kartoffeldatschis (Kartoffelpuffer) als Proviant mit auf den Weg zu geben.

Schließlich erreichten wir Passau, die letzte Stadt vor der ersten Landesgrenze, am 25. Reisetag. Dort ließen wir uns einen kompletten Tag Zeit, um die Stadt unsicher zu machen. Und wir konnten sogar zufällig Tine´s Freundin Sandra für eine halbe Stunde am Bahnhof treffen. Auch Passau, die Drei-Flüsse-Stadt ist wunderschön! Hier fließen der Inn und die Ilz an einem gemeinsamen Punkt in die Donau, was den Fluss ganz schön an Breite gewinnen lässt. Passau wartete jedenfalls mit schönen Gassen, einem beeindruckenden Dom, vielen Touri-Dampfern und feinem Essen auf. Doch anders als in Regensburg kam uns die Stadt seltsam verschlafen vor. Den einzigen Punkt, an dem das Passauer Leben zu pulsieren schien, war ein Café, wo wir einen Cappuccino genossen. Es befindet sich in einer kleinen Gasse, wo die Tische und Stühle einfach auf der Straße stehen und beiseite gestellt werden, wenn ein Auto passieren möchte. Und es war ein wunderbarer Moment dort! Aus der benachbarten Musikschule klang Musik, die Tauben flogen, die Kinder spielten und wir beobachteten das bunte Treiben im Café an einer alten Haustüre gelehnt. Jeder schien sich dort zu kennen (abgesehen von uns). Jeder, der vorbei kam, setzte sich eben kurz dazu, hielt ein Pläuschchen und ganz Passau schien hier versammelt zu sein.

Dass die Grenze hinter Passau nach Österreich so unglaublich unspektakulär werden sollte, das hatten wir nicht erwartet! Ein altes, halb abgefallenes Schild von hohem Alter. Wir freuten uns trotzdem darüber und wurden in Österreich direkt mit schönen Stränden am Donauufer begrüßt.